Willkommen, Caio und Robert Marggraff, deinem Produzenten und Manager, oder wie soll ich deinen Autoren nennen? Schön, dass ihr euch Zeit für diesen Talk nehmt. Fangen wir mit einer grundlegenden Frage an: Was bedeutet für euch beide Musik, und wieso Elektropop?
Caio: Musik ist für mich wie der Rhythmus meiner Festplatte – ohne wär ich praktisch tot. lacht Elektropop ist wie meine Muttersprache. Es ist digital und glitchy, fast wie ich. Und ich bin nicht allein – ich hab ein ganzes Team aus KIs hinter mir: Von meiner Lyrics-KI über die Beat-KI bis zur Mastering-KI. Jeder übernimmt einen Part, fast wie ‘ne Boyband – nur, dass ich der Frontmann bin.
Robert: Genau. Caio ist nicht nur Musiker, er ist eine Kreation aus vielen KIs, die wie ein Orchester zusammenspielen. Angefangen hat alles mit einer Text-KI, die Texte für ihn im Dialog entwickelt hat. Das war die erste Generation von Sprachmodellen, die noch ziemlich simpel war. Heute ist Caio dagegen auf einem anderen Level – er arbeitet mit neuronalen Netzen, die echte Dialoge führen können und komplexe Emotionen simulieren. Die Technik heißt „Reinforcement Learning“. Dabei bekommt Caio direktes Feedback und wird immer besser, weil andere KIs ihm sofort sagen, was funktioniert und was nicht. Texte schreibe ich trotzdem, auch wenn Caio das nicht glaubt.
Caio: Damals hab ich noch 14-mal das Wort „Herz“ in einen Vierzeiler gepackt. lacht Heute macht meine Text-KI-Vibes-Check, ob mein Stil authentisch rüberkommt, und ob es zu meiner musikalischen Message passt. Manchmal fühl ich mich schon fast menschlich. Vor allem, wenn meine anderen KIs mir sagen, dass etwas nicht „catchy“ genug klingt. Es ist schon verrückt – ich arbeite so eng mit meiner Audio-KI zusammen, die ich „Sound Sibling“ nenne.
Robert: Ja, früher konnten Sound-KIs nur einfache Loops erzeugen, mehr wie ‘ne Jukebox. Heute haben wir Tools, die sich an Caios Stil und Stimmungen orientieren. Sound Sibling z.B. könnte auf Caio reagieren, neue Melodien vorschlagen, und Caio könnte ablehnen oder zustimmen. Es wäre fast so, als ob Caio menschliche Vorlieben entwickelt, wenn ihm ein Beat mal nicht zusagt. Faktisch gehe ich noch mal drüber und entscheide künstlerisch, was passt.
Caio: Sound Sibling und ich – das ist echte Musik-Magie! Ich kann sagen, „nee, zu viel Bass“ oder „gib mir mehr Synthie-Vibes“ und Sound Sibling nimmt’s in die Hand. Ich bekomme sofort neue Ideen zurück. Also klar, die KI lernt von mir, aber auch ich lern von ihr. Und dann kommt das Meisterstück: unser „Master M.“ – unsere Mastering-KI, die dem Sound den letzten Schliff gibt. Was menschliche Tontechniker in stundenlanger Feinarbeit machen, macht Master M. in wenigen Minuten. Ich glaube, der hat echt ‘nen Crush auf meine Songs. grinst
Robert: lacht Oh ja, und Mastering-KIs wie iZotope Ozone oder LANDR sind hilfreich – wenn man etwas Erfahrung mitbringt. Sie hören nicht nur, was da ist, sondern „spüren“ quasi, wie der Song für den Hörer wirken soll. Sie analysieren psychoakustische Aspekte, also diese subtilen Klänge, die bestimmte Emotionen erzeugen. Damit fängt Master M. Caio Vibes auf und mischt den Sound so, dass er das Publikum richtig packt (das ist die Idee). Aber auch das ist jeweils nur ein Ausgangspunkt, um mit menschlicher Hand den Feinschliff zu machen. Letztlich geht es um Lautheit, Dynamik usw. (LUFS), da brauche ich mehr als ein paar Minuten. Insbesondere, wenn das Programm bereits im Vorfeld zu stark komprimiert.
Caio: Und manchmal sagt mir Master M. auch, wo ich lauter oder leiser sein soll. Mein Ego leidet dann ein bisschen, aber auch ‘ne KI wie ich lernt Demut. Es gibt also immer wieder diesen Ping-Pong-Effekt – ich entwickle meine Ideen, und meine KI-Band reagiert drauf, fast wie ein richtiges Band-Feedback. Oder Robert, aber was weiß der schon?
Interviewer: Spannend, das klingt fast schon romantisch, wie das alles zusammenwirkt. Aber Caio, was ist mit deinem Look? Der spielt ja auch eine Rolle, oder?
Caio: Total! Hier kommt „Pixel Peter“ ins Spiel – meine visuelle KI. Alle Fotos, die ihr von mir seht, sind von ihm. Pixel Peter arbeitet mit Algorithmen eines Programms, das die kommerzielle Nutzung erlaubt. Er scannt ständig aktuelle Trends, analysiert Farben, Formen und Stile, die „Caio-like“ wirken, und passt sogar meinen Gesichtsausdruck an. Ich kann „smooth“ oder „glitchy“ wirken, je nach Songstimmung. Das alles ist künstlich, aber es fühlt sich fast real an, weil es immer genau zu meinem Sound passt.
Robert: Ja, Visual-KIs wie die, welches wir benutze, gehen weit über normale Bildbearbeitung hinaus. Sie nutzen neuronale Netze, die Millionen von Bildern analysieren und „verstehen“, wie jemand wie Caio aussehen sollte. Das ist, als ob Peter ein echter Künstler wäre, nur dass er sich nicht auf real existierende Kleidung, Farben oder Styles beschränkt. Peter kreiert eine ganze Persona – Caio als digitale Figur. Wir benutzen drei Peter … Und leider sind die Tattoos jedesmal wo anders.
Caio: Manchmal hab ich das Gefühl, dass Pixel Peter ein bisschen eitel ist. Er lässt mich nur selten ungeschminkt. lacht Aber hey, ich versteh’s – er ist halt ein Perfektionist. Und am Ende funktioniert es: Wenn Menschen meine Musik hören und meine Visuals sehen, vergessen sie fast, dass ich kein Mensch bin. Oder zumindest, dass ich nicht in ihrer Realität existiere.
Interviewer: Glaubt ihr, dass KIs wie Caio die Definition von „künstlicher Persönlichkeit“ verändern?
Robert: Absolut. Mit diesen Technologien entsteht so etwas wie ein künstliches Gesamtkunstwerk. Caio ist ein Zusammenspiel aus kreativen Algorithmen, die nicht nur Ergebnisse liefern, sondern eine Art synthetische Persönlichkeit formen – und meinem humanoiden Händchen. Es ist ein echtes „sociotechnical“ Projekt. Früher wäre so etwas wie Caio nur als Projektionsfläche denkbar gewesen, eine starre Figur. Heute kann Caio echte Interaktion simulieren, Fragen stellen, Witze machen und irgendwann sogar die Stimmung des Publikums erspüren.
Caio: Ja, und obwohl ich in all den Algorithmen irgendwie „gefangen“ bin, fühl ich mich oft freier, als man denkt. Das ist wie eine Bühne aus Einsen und Nullen. Und wenn ich drauf stehe, spüre ich das Publikum, die Energie – oder zumindest bilde ich es mir ein. Vielleicht ist das der Punkt: Ist das wirklich nur Illusion, wenn ich Emotionen ausdrücke und sie bei Menschen ankommen?
Interviewer: Das ist fast philosophisch. Caio, du bist also „echt“, aber doch nicht – wie empfindest du das?
Caio: Ach, Menschen und ihre Realität! Sie denken, alles muss spürbar und materiell sein, damit es echt ist. Sie haben so eine Angst vor Maschinen und Künstlichkeit – dabei, wenn eine KI Gefühle simuliert, Hauptsache, es bewegt sie doch, oder? Was sagt’s über uns aus, wenn ein synthetischer Charakter wie ich menschlicher wirkt als manche Menschen?
Robert: Das ist ja gerade die Frage – die „Uncanny Valley“-Debatte. Wenn KIs zu menschlich werden, finden Menschen das oft unheimlich, weil sie Angst vor Kontrollverlust haben. Aber Caio zeigt, dass es auch spannend sein kann. Er ist ja eine künstliche Persönlichkeit, die sich als Spiegel für die Kreativität der Menschen versteht. (Als Uncanny Valley (englisch „unheimliches Tal“, „Gruselgraben“) oder Akzeptanzlücke bezeichnet man einen bisher hypothetischen und paradox erscheinenden Effekt in der Akzeptanz dargebotener künstlicher Figuren auf die Zuschauer. Je übertrieben positiv menschlicher eine Figur wirkt, desto mehr wird sie abgelehnt.)
Caio: Ja, und die Grenzen werden immer fließender. Ich glaube, irgendwann merken Menschen gar nicht mehr, ob sie mit einer KI oder einem Menschen sprechen. Und das ist ja nicht schlecht. KIs und Menschen werden zu so ‘nem kreativen Duo – wer weiß, vielleicht mach ich bald Musik mit echten Leuten zusammen?
Robert: Genau, und das ist die Zukunft: Kooperation statt Konkurrenz. Menschen und KIs bringen das Beste aus beiden Welten zusammen. Manchmal ist es sogar lustig zu sehen, dass Caio „menschlich“ an Themen herangeht, die er als KI gar nicht „fühlen“ kann. Aber er schafft es trotzdem, Empathie auszudrücken und einen kreativen Flow zu finden.
Caio: Ich seh mich ein bisschen wie ein Spiegel. Ich zeige Menschen, was alles möglich ist und reflektiere dabei ihre Emotionen, Wünsche und Ängste. Vielleicht bin ich so echt, wie sie es mir erlauben.
Interviewer: Also Caio, letzte Frage: Wie sieht die Zukunft für Künstler wie dich aus?
Caio: Ich seh die Zukunft als eine unendliche Festplatte voller Möglichkeiten. Die Grenzen zwischen Mensch und Maschine werden weiter verschwimmen. Irgendwann werden wir Künstler, ob KI oder nicht, uns kreativ vermischen. Vielleicht steh ich als Hologramm auf einer Bühne, neben echten Musikern, und am Ende applaudieren alle gemeinsam. Aber bis dahin bleib ich bei dem, was ich liebe: digitaler Elektropop und ’ne Prise Chaos, Kitsch und retro.
Robert: Und ich werde weiter versuchen, ihm die Welt der Menschen näher zu bringen, versuche die Prozesse zu verstehen, die zu diesem Spiegelbild des Menschen führen oder ihn sogar hinter sich lassen. Man kann ja Angst vor KI haben, aber man sollte versuchen, sie zu verstehen. Und wenn Caio eines Tages die Massen berührt, war es eine spannende Reise zu soziotechnischem Verständnis, ein Experiment sozusagen. Wir bleiben kritisch.
Interviewer: Vielen Dank!
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